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Ein hinterleuchtetes Knäuel Schreibmaschinenband, die durchgeschlagenen Buchstaben heben sich farblos vom schwarzen Farbband ab.

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Ausgewählte Texte
2011 bis 2014


wie das leben so spielt
mit gezinkten karten
immer nur herz
dachlawinen
turbulenzen es ist
übel und gefährlich
und das einzige
was zählt

nächte mit dir
immer noch
seltsamer
weiter
länger
näher
kürzer
immer hin
zwei städten beim
aufwachen zusehen
die ersten jogger
im takt der ersten ampeln
wenn du schlafwandler bist
lass mich auf dem weg zurück
deine begleiterscheinung sein

leere gedanken
stiere blicke
fahle haut
schlimm steht es
wenn ich nicht mal
mehr rauchen will
frag nicht
diese krankheit
verdient keinen namen

rasenmäher mäht
schmetterling schmettert
sonnenschirm und sonne
schmachten sich an
könnte alles so schön sein
wäre ich nicht hier

zahlst du mir
in gleicher münze zurück
was ich dir gab
sind wir beide bankrott

nur so gemurmelt
kaum zu verstehen
und doch
hab ich sie gehört
die worte
die du scheinbar nicht
preisgeben wolltest
ich habe sie aufgespürt
nun trage ich sie
von hier nach da
sie wärmen die
dunklen tage

der schönste moment
ist zugleich
der einfachste
wir zwei im bett
der tag hellerlicht
und ein sandwolf
zerwühlt mit uns
die laken

keine zeile mehr geschrieben
seit der letzten nacht allein in einer bar
diesen vierundzwanzigstundenetablissements
ist die grelle beleuchtung und die zu laute musik
gemein
dass man nur keinen frieden findet und keinen schlaf
dass man das eigene herz nur nicht schlagen hört
ich würde gern
zahlen

weiße nächte
mein strahlen
noch heller
da sind doch die
augenringe
egal
wohin willst du
mein kind
hoch hinaus

eine hand frisst die andere
an den blutigen stümpfen
wachsen moose
das passt ganz gut
zur botanisierung
meiner substanz
manchmal blühen
manchmal welken
gießen nicht vergessen
und finger weg
von den dornen
die werden noch gebraucht
hier frisst eine hand
die andere

die birke gegenüber
vom kleinen balkon
hat siebzehn arme
und an die tausend
fingerspitzen
mit mehreren hundert
streicht sie über die dächer
mit einigen dutzend
streichelt sie manchmal
mich

wenn dein wort
nichts mehr wert ist
ist dann mein
glaube an dich
ein aberglaube
oder ein
freundschaftsdienst

ich hadere mit dir
du haderst mit mir
das sind doch
verdammt
saubere verhältnisse

als wir noch freunde waren
war die rechnung ganz einfach
zusammen können wir alles
und alles andere kann uns mal
kreuzweise
heute besaufe ich mich
schon sechs tage im voraus
um ein treffen mit dir zu ertragen
auf die freundschaft

beweisführung
rauchen sei ungesund
rauchen hätte
lebensgefährliche folgen
rauchen tötet so ein
unsinn völliger unsinn
wenn ich jetzt nicht
rauchen würde
wäre ich längst tot
von nun an rauche ich
um mein leben

jetzt ist es soweit
die freunde haben sich
abgewandt sie ertragen
nicht was ich sage ertragen
die last nicht die ich jetzt
bin ich bin schwer
und schwerer noch
auszuhalten aber
ich bin nicht allein
eine flügelmutter
sitzt am tisch gegenüber
sie sitzt ganz fest und
hält aus sie trägt
lasten seit mehreren
jahren vielleicht kann
nur sie noch fürsorglich
sein vielleicht kann sie
fliegen und holt mich
hier raus

starre den couscous an
der im küchenbuffet
sein stilles dasein fristet
der zurückstarrt
aber nichts sagt
genau wie der mann
um den ich weine
während ich die götter
an die ich nicht glaube
um hilfe bitte aber da
kommt nichts zurück
vielleicht dämmern sie
so vor sich hin
genau wie der mann
um den ich weine
der nebenan im bett
wartet oder eingeht
wie die italienischen
kräuter der zu schwach
ist mich zu verlassen
oder zu höflich

es ist alles okay
dein herz ist nicht
zerbrochen es ist
nur partitioniert
kleine pakete
passen viel besser
durch den briefschlitz
der verschlossenen tür
es ist alles okay

die zeit heilt alle wunden
und genau davor
habe ich angst
an dich denken
ohne zu fluchen
zu edeka gehen
und pilze betrachten
absichtlich musik hören
manchmal sogar
die verbotene
in dieser stadt bleiben
auch wenn sie brennt
unter der haut und
durch alle verbände und
da ist noch so viel mehr
das gegen das heilen hilft
mir komplize sein kann
wenn ich am grind kratze
und alles großzügig mit
salz garniere
jodfrei
damit du nicht einfach
wegkuriert wirst
die zeit heilt alle wunden
aber diese kriegt sie nicht
diese bleibt frisch
wie die pfifferlinge
bei edeka

eines tages werde ich
endlich
denken und meinen
stolz runterschlucken
zumindest diesen
kläglichen rest der
von ihm übrig ist
mit dem stolz im hals
und dem wind im rücken
werde ich zu dir eilen
und du wirst sagen

am telefon deiner stimme lauschen nach
so verdammt langer zeit sie ist
zaghaft fast sanft wahrscheinlich
bist du nur auf der hut
vor allem was ich dir erwidern könnte
sie widern dich an meine fragen
und wünsche unerfüllbar die
hoffnungen die in den verdammt
langen pausen durch die leitung
auf dich niederprasseln und noch
immer schreit eine stimme in mir
zaghaft fast sanft könnte auch
zärtlich sein voller sehnsucht
ohne worte

würde ich diese
akte schließen
läge ich zwischen
ihren deckeln
totenstill

Ein hinterleuchtetes Knäuel Schreibmaschinenband, die durchgeschlagenen Buchstaben heben sich farblos vom schwarzen Farbband ab.