Existenzminima
Ausgewählte Texte
2015 bis 2017
nach der schlacht
die scherben aufsammeln
die ascheberge abtragen und
die partyleichen verbuddeln
ist mir immer leichter gefallen
als staubwischen
das ist so oberflächlich
und respektlos gegenüber
den wollmäusen oder
etwa nicht ich müsste
mein leben aufräumen
dringend mal ausmisten
und alles mögliche umstellen
vor allem mich selbst
innerlich ähnelt es dem zustand
eines hauses nach abzug der
mietnomaden äußerlich bröckelt
es vor sich hin morbider charme
sagt man wohl völlig verwüstet
beschreibt es präziser
staub spielt da keine rolle
mehr und ich würde ja
aufräumen wenn ich nur wüsste
wofür
das geht raus an alle sturköpfe
angsthasen einsiedler und
vielzuvielzeller an alle schweiger
und nichtschwimmer an all jene
die stille mit worten bekämpfen und
verlieren an zaudernde zweifler
ignorante selbstzerstörer müde
sozialterroristen an all die anderen
tölpel und tollpatsche mit und ohne
stern das geht raus als blindtext mit
legasthenie als irrlicht im nebel es hat
nichts zu sagen es ist kein manifest
es ist nur eine umarmung jenseits
der konventionen
konjunktive
man könnte sagen
wenn du nicht hier bist
steht die zeit still
aber das tut sie nicht
wenn du nicht bei mir bist
verstummen die vögel
doch die vögel lärmen und balzen
den vögeln ist das egal
gelächter krawall zart
brutal und püriert
der ganz normale wahnsinn
alles läuft weiter
als wäre das leben
mehrdimensional
als wäre da etwas
zwischen null und eins
ach wenn wir nur dümmer wären
dann stünde meine sehnsucht
nicht so nackt da
kein dach über dem kopf
kein kissen darunter
alles was wir brauchen
ist eine lücke in der zeit
das ist keine liebe
das ist wahnsinn
das ist keine liebe
das ist nichts
nur eine zwanghafte fixierung
auf sich selbst reproduzierendes unglück
und das schreibst du jetzt
so lange in schönschrift auf die felswand
bis du selbst daran glaubst
sisyphos
der abendzug hält sich an den fahrplan
die toilette funktioniert
ausnahmsweise
sind die passagiere recht still
wenn sie nicht so abgründig wären
würde ich meinen gedanken nachhängen
von zeit zu zeit
wirft jemand tiefgefrorenen
spinat auf mich
ich weiß nicht mehr
wo uns der wind steht
da wo ein anker sein soll
ist ein loch
hin und wieder
fällt da ein bier rein
für und wider
siebenachtneun
wer das zählen kann
hat nichts getrunken
wer das zählen will
hat noch einen versuch
wenn der wind dreht
klirren die scherben
wo der wind weht
ist doch noch luft
testweise denke ich
zukunft
betrachte das wort
von allen seiten
blinzelnd
ein substantiv
weiter komme ich nicht
in deiner gegenwart
der verstand ist formschön
hin und wieder bestechend
scharf man sollte welchen
im haus haben keine frage
doch in der einzig
entscheidenden
lag er falsch
du kannst sehr gern
auch nur mit unsichtbarer tinte
auf meiner haut verwirrung stiften
zwischen den zeilen großer sätze
sind alle berührungen
tragfähig